Menschen haben miteinander gerungen, um international (s.o.
UN–Menschenrechtskonvention) und national (s.o. GG) verbindliche rechtliche
Vereinbarungen zu treffen, die Menschen vor jeglicher Gewalt und Willkür
schützen sollen.
Auch in Flintbek und Umgebung lebten und leben von Gewalt betroffene Menschen.
Jahrelang lag im Seiteneingang unserer Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Flintbek ein 1969 entstandenes Gedenkbuch aus, das an im Zweiten Weltkrieg
gefallene Soldaten, von Luftangriffen oder durch Euthanasie ermordete und auf
der Flucht umgekommene Menschen erinnern sollte. Die darin aufgeführten
Dienstgrade von SS und Wehrmacht gehören nicht in den Kirchenraum, Das gab uns
im Kirchengemeinderat 2020 den Anstoß, dieses Buch nicht mehr auszulegen,
jedoch als Zeitdokument aufzubewahren. Hintergrund ist ein diesbezüglicher
Erlass der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holstein vom
24.01.1951 (1). Wir trauern um die Verstorbenen als Menschen und nicht in ihren
Funktionen.
Jede Zeit hat ihren eigenen Umgang mit dem Gedenken und Erinnern, weshalb der
Kirchengemeinderat 2022 beschloss, eine Skulptur als Mahnung und Erinnerung an
Opfer jeglicher Gewalt neben unserer Kirche aufzustellen. Die „Fontanelle“
wurde geschaffen von Annemarie Jessen, einer Studentin der Muthesius–Kunsthochschule Kiel.
Die Vereinten Nationen sprechen von einer „Kultur des Friedens“, zu der die
Achtung der Würde des Menschen, gewaltfreie Konfliktbearbeitung, Zivilcourage
und demokratische Beteiligung gehören.
Wir als Kirchengemeinde wollen alles daran setzen, dafür Sorge zu tragen, dass
wir in unserem Handeln und Denken diesen Ansprüchen gerecht werden. Die
„Fontanelle“ als Denkmal soll daran erinnern, in der Nachfolge Jesu für die
Schwachen, Verfolgten, Gedemütigten einzutreten.
(1) Vgl. Linck, Stephan, Neue Anfänge? Der Umgang der evangelischen Kirche mit
der NS-Vergangenheit und ihr Verhältnis zum Judentum“, Die Landeskirchen in
Nordelbien, Bd.2 1965-1985, Lutherische Verlagsgesellschaft Kiel, 2016, S.87
Juli 2023 Arbeitskreis „Erinnern und Gedenken“ Ilona Bischof, Constanze
Hildebrandt, Simone Sommer, Wilfried Pürwitz-Tiebel