Dieser vom Künstler Jan Koberstein aus Tonziegeln gestaltete Hexenstein, der an der Allee zum Gut Schmoel steht, soll an die Opfer von Hexenverbrennung und -verfolgung erinnern.
Opfer der Hexenverfolgung
Trinke Köhler? Ich vermute, kaum jemandem im Bereich der heutigen
Kirchengemeinde ist dieser Name bekannt, auch niemanden in Mielkendorf
oder anderen in den früher zur Kirchengemeinde Flintbek gehörenden
Orten, die ab 1967 die Kirchengemeinde Schulensee bilden. Trinke
Köhler, verheiratet mit Marx (Markus) Köhler, Mutter zweier kleiner
Kinder, wohnhaft in Mielkendorf, tätig als Dienstmagd beim Pastor in
Flintbek, zu dessen Kirchspiel Mielkendorf damals gehörte, und
„heilkundig“, wie es in den alten Aufzeichnungen heißt. Aber um 1667
helfen ihr weder ihre Anstellung beim Pastor noch ihre medizinischen
Kenntnisse, mit denen sie so manchem geholfen haben mag.
Sie wird von
Nachbarn und Dorfbewohnen öffentlich als „eine Hexe undt Zauberin
angeklaget…wegen Umbringung ihres Viehes, Pferde und Schafe.“ Trinke
Köhler wird verhaftet, unter Folter verhört. Aber sie bleibt standhaft
Sie gibt kein Geständnis ab. Am Ende wird sie nicht getötet, sondern sie
muss ihre Familie verlassen und wird des Landes verwiesen, was in der
Regel Armut und Verelendung nach sich zieht. Trinke Köhler wurde
offensichtlich verleumdet, wahrscheinlich aus Missgunst, vielleicht, um
sie auszugrenzen, oder aus Freude daran, jemanden zu quälen, vielleicht
auch als Folge von Gerüchten, die es an sich haben, immer größer und
gewichtiger zu werden (vgl. die bekannte Grafik von A.P. Weber), bis die
Mehrheit überzeugt ist, dass alles wahr ist, was da gemunkelt und
erzählt wird.
Heutzutage würde man es vielleicht „Mobbing“ nennen, was
Trinke Köhler widerfuhr, diskriminiert durch „fake news“ oder
Vermutungen und Gerüchte als Unmensch abgestempelt, den es zu vernichten
gilt. Solch Denken und Handeln geschah nicht nur im Sommer 1667.
Sondern es geschieht bis heute.
Es geschieht auf allen Ebenen, zwischen
Nachbarn und Verwandten ebenso wie in der großen Politik.
Hexenverfolgung in moderner Form. Trotz des 8. der 10 biblischen Gebote:
„Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.“ Martin Luther
hat seiner Übersetzung: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider
deinen Nächsten.“ die Erklärung beigefügt: „Wir sollen Gott fürchten und
lieben, daß wir unsern Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden
oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von
ihm reden und alles zum Besten kehren.“
Vielleicht kann die Erinnerung
an das Schicksal von Trinke Köhler für uns eine Mahnung sein,
Gedanken, Worten und Handlungen entgegenzutreten, mit denen Menschen
diskriminiert, verfolgt und ausgegrenzt werden.
Wolf-Dietmar Szepan
Weitere Informationen erhalten Sie von Pastor i.R. Wolf-Dietmar Szepan